Als trans*-Mensch weiß ich, wie es ist, wenn die anderen dich anschauen, dich aber nicht sehen. Das war nicht nur früher so, als sie ein Mädchen sahen und nichts von dem Jungen wussten. Das ist auch heute so, wenn meine Trans*identität die Gedanken meines Gegenübers so sehr in Beschlag nimmt, dass daneben nichts anderes Platz hat.
Aber so sind wir alle. Wir haben unser Bild von der Welt – egal, ob wir diese vornehmlich sehend, hörend oder spürend erfahren. Wir ordnen alles in unsere Vorstellung ein und merken oft nicht, wie sehr wir unser Gegenüber reduzieren.
Auf frischer Tat ertappt
Auf meiner Tour durch die Schweiz, habe ich mich selbst dabei ertappt. Der Verein für behinderte Hunde hatte mich zu einem Konzert eingeladen und eine Woche vorher war ich zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Der Dogs Handicap stand bevor und als ich ankam, wuselten Hunde aller Größen um mich herum; die meisten davon auf zwei Beinen, ihre Hinterbeine hinter sich herziehend. Und was dachte ich? „Die armen behinderten Hunde!“
Berührungsängste abbauen
Im Laufe des Abends wurden dann aus den „armen behinderten Hunden“ Bekka, die immer auf den Fersen ihres Frauchens Belle war, Ronya, die gechillt auf ihrer Decke lag, und Happi, die lieber auf Abstand blieb und mich an Frida erinnerte. Ich schloss Freundschaft mit Jessie, die sich an mich kuschelte, und mit Grutzi, die als erste auf mich zu lief und mein Herz innerhalb von Sekunden erobert hatte.
Bekka hat übrigens beim Dogs Handicap Day am nächsten Tag das Rollirennen gewonnen. Hier ein Bericht über Bekkas Geschichte und den Handicap Day im Regionalfernsehen: Rollirennen.
Gesehen werden
Und da war er wieder, der Gedanke, der mich auch zu diesem Blog bewegt: Es geht um Sichtbarkeit! Nur so können Ängste abgebaut werden. Berührungsängste sind normal, aber es muss Menschen geben, die sich dafür einsetzen, diese zu überwinden. Ich denke, das geht nur mit echten Begegnungen. Diese ermöglichen Susannen Karrer und ihr Team vom Verein für behinderte Hunde und ich hoffe, dass ich mit meinen Songs und mit diesem Blog ebenfalls Raum für echte Begegnungen schaffe.